Die
Irokesensprachfamilie wird üblicherweise in einen nördlichen und einen südlichen
Zweig
unterteilt. So finden wir unter den Sprechern der nördlichen Dialekte die
Mitglieder der bekannten Irokesen-Konföderation, oder auch -Liga genannt,
beheimatet im Nordosten der heutigen USA, mit Teilen u.a. im Six
Nations-Territorium (Kanada) wohin einzelne Gruppen der Liga-Stämme ab 1783
zogen, namentlich die Mohawk. Die Liga umfasste die berühmten Mohawk (Ganiengehaga,
Volk des Feuersteinortes), die Oneida (Volk des stehenden Felsen), die
Onondaga (Volk des Hügels), die Cayuga (Gayogoho:no, Volk der Pfeife
oder Sumpfvolk, es gibt auch die Deutung
des „Ortes wo die Boote herausgezogen werden“) und die Seneca (Volk des großen
Berges). Ab ca. 1720 schloßen sich ihnen die Tuscarora (Skarure, Hemdträger
oder Hanfhemdträger) an, nachdem sie nach einem Krieg mit Siedlern aus ihrer
angestammten Heimat im Grenzgebiet von Virginia und North Carolina vertrieben
wurden. Diese sechs Stämme
bildeten die Irokesen-Konföderation, in ihrer eigenen Sprache nennen sie sich
„Haudenosaunee“, das Volk des Langhauses.
Bei den Weißen Kolonisten waren sie bald als die Sechs Nationen
bekannt. Gegründet
wurde die Liga in einer Zeit Intertribaler Kämpfe von dem als
„Friedensstifter“ bezeichneten Mann, von dem die Legende berichtet das er
ein Wendat (Hurone) von Geburt war. Ihm zur Seite stand ein Onondaga-Häuptling
Namens Hiawatha. Beide Männer wollten das unnötige Kämpfen unter den Stämmen
und die unsicheren Zeiten für die Menschen beenden und brachten die fünf
zuerst genannten Stämme erfolgreich im „Großen Gesetz des Friedens“
zusammen. Dies geschah wahrscheinlich kurz vor Ankunft der ersten Europäer in
diesem Teil Amerikas. Die Irokesen-Konföderation besteht bis zum heutigen
Tage und die Menschen dieser Stämme leben in Reservaten und Gemeinden in
Kanada sowie in den USA.
Weiter
westlich, am Lake Huron und an der Georgian Bay im heutigen Kanada, lebten die
Wendat, auch Huronen genannt, in einer Konföderation von vier Stämmen. Diese
waren
die Attignawantan (das Bären-Volk), die Attigneenongnahac (das Seil-Volk),
die Tahontaenrat
(das Hirsch-Volk) und die Arendahronon (das Felsen-Volk). Die Dialekte der
Wendat, zum nördlichen Sprachzweig gehörend, unterschieden sich von denen
der Haudenosaunee-Stämme. Wendat lässt sich in etwa mit „Inselbewohner“
oder „Bewohner der Halbinsel“ übersetzten.
Weiter südlich in Ontario fanden sich die Petun (auchTobacco-Nation,
bekannt für ihre ausgedehnten Tabakfelder), und die als Neutrale bezeichneten
Leute. Westlich der Seneca schließlich hatten die Wenro und Erie Stämme ihre
Heimat während die Susquehannock (oder Conestoga) noch weiter südlich im
heutigen Pennsylvania benachbart waren. All diese Stämme sprachen nördliche
Dialekte der Irokesensprache.
Nach
großen Verlusten an Menschenleben unter diesen Stämmen, verursacht durch
eingeschleppte Krankheiten der Europäer und Kämpfen in den sogenannten „Beaver-Wars“,
um Handelspositionen im Pelzhandel des 17. Jahrhunderts, auch mit der
Irokesen-Liga, sammelten und reorganisierten sich die Überlebenden und
schlossen sich zu neuen Stämmen zusammen. Eine nicht zu geringe Zahl Überlebender
schloss sich den zum Teil ähnlich geschwächten Liga-Irokesen an und fanden
mit der Zeit als adoptierte
Stammesmitglieder vollständige Integration in den jeweiligen Liga-Stämmen.
Andere verstreute Gruppen der Wendat, Petun und vermutlich der Neutral
formierten , wahrscheinlich gegen Ende des 17. Jahrhunderts, den Stamm der in
der Geschichte als „Wyandotte“ bekannt werden sollte. Augenscheinlich
stammt der Begriff Wyandotte von der alten Stammesbezeichnung Wendat ab und
ist vermutlich eine abgewandelte Bezeichnung der europäischen Einwanderer.
Die Nachkommen dieser Menschen leben heutzutage unter dem Namen „Wyandotte
Nation of Oklahoma“ in selbigem US-Staat.
Eine kleinere Gruppe, welche Huronen genannt wurde, begab sich nahe der
Stadt Quebec, Kanada, wo sie noch immer im Wendake-Reservat ihren Sitz hat.
Nach
Auffassung einiger Forscher bildeten überlebende Erie , Susquehannock sowie einiger
Anderer zusammen mit in Ohio lebenden Liga-Irokesen, wohl größtenteils dort eingewanderter
Senecas, den historischen Mingo-Stamm. Anfang des 19. Jahrhunderts kannte man
die Mingo als Seneca of Sandusky in Ohio, jedoch wurden sie bald westlich des
Mississipi ins Indianer Territorium umgesiedelt. Eine
Gruppe Cayuga aus dem Staat New York schloss sich ihnen an, weswegen der Stamm
nun als „Seneca-Cayuga Tribe of Oklahoma“ bezeichnet wird.
Im
Südosten der jetzigen USA lebten letzlich als südliche Irokesenvölker das
große Volk der Cherokee, deren Eigenbezeichnung
„Tsalagi“ lautet, ferner die Nottoway und Meherrin. Die Cherokee
leben heute getrennt in zwei Gruppen in den USA, eine in der Qualla-Reservation
in North Carolina in der alten östlichen Heimat, sowie in Oklahoma. Die
Cherokee weisen noch eine beträchtliche Anzahl von Sprechern ihrer Sprache
auf. Nachkommen der Nottoway und
Meherrin sind noch im Südosten der USA zu finden und bemühen sich um eine
Anerkennung als Stamm. Von diesen spricht keiner mehr die alten Sprachen.
Die Cherokee, Nottoway und Meherrin – Sprachen werden unter dem südlichen
Zweig der Irokesensprachen zusammengefasst.
Alle
diese genannten Stämme bilden die sogenannte Irokesen-Sprachfamilie, deren
Dialekte von einer gemeinsamen Proto-Sprache abstammen.
Nach der im Laufe der Zeit stattfindenden Aufsplittung und Zerstreuung
in verschiedene Gruppen, entwickelten sich an unterschiedlichen Orten eigenständige
Dialektformen, die zum Teil sehr voneinander abweichen und es schwer machen
sich untereinander zu verständigen, obwohl ein gemeinsamer Ursprung zu
erkennen ist.
Die
Irokesen-Nationen des 21. Jahrhunderts konnten viele Traditionen und Sitten
erhalten, sehr bedeutungsvoll ist nach wie vor die Langhaus-Religion bei einer
Anzahl von
Stämmen, - all dies ließ sie ihre Identität als Irokesen aufrechterhalten.
Auch sie haben erkannt dass es immens wichtig ist dem Verlust der alten Sprachen entgegenzuwirken und Maßnahmen zu ergreifen diese Sprachen, die sehr eng mit ihrer eigenen Identität verknüpft sind, an die nachfolgenden Generationen weiterzureichen. Geeignete Programme hierzu wurden ins Leben gerufen und zeigen Erfolge, herausragend sind eine Reihe von Schulen in denen Irokesen-Sprachen gelehrt werden.
Robert
Götzenberger 07/2008
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